Genau, weil MJ 75 und 76 die Verlegung des Schalthebels auf die linke Seite nur außerhalb des Blocks durch eine Art Gestängemechanismus bewerkstelligt wurde, weil man die rechtzeitige Anpassung an die aus „Sicherheitsgründen“ ab 75 geltende US-Normung der Motorradbedienelemente, und zwar nach deutschem Vorbild, verpennt hatte. Nach deutschem Vorbild deswegen, weil die Japaner die Linksschaltung als das sicherere System (siehe unten) statt des englischen Vorbilds der Rechtschaltung übernommen hatten und sich die US-Regierung pragmatisch nach den Marktanteilen und grundsätzlich für das sicherere System entschied, sprich die kleineren Marktanteile sollten sich umstellen. Dieses Gestänge ist naturgemäß auch für alle früheren Ironheads vor MJ75 „abwärtskompatibel“. Ich rate jedoch von einer Nachrüstung dringend ab, da mangels damals verfügbarer Minikugellager die vielen schlabberigen Gelenke das Finden eines Gangs in dem ohnehin nach deutscher Art (siehe unten) unpräzise zu schaltenden Getriebe endgültig zur Glückssache machen.
Erst ab MJ77, als für kurze zwei Jahre der Café-Racer-Rahmen mit „japanischem“ Rahmendreieck und Öltank und Batterie „unsichtbar“ unterm Sitz zwecks Nachahmung der anscheinend erfolgreichen japanischen Optik eingeführt wurde (auch Willy G. hat Bolzen gerissen), drehte man einfach im Block den ansonsten unveränderten Schaltmechanismus um 180 Grad von rechts nach links (mit deutscher Schaltscheibe, genauso unpräzise wie in den Zweiventil-BMW, ursprünglich von der DKW RT125 1:1 in die Hummer und von der in die K-Sporty übernommen), sodass die Welle des Schalthebels ab dann naturgemäß links aus dem Block geführt war und ohne weitere Veränderung auch die Gangreihenfolge nach deutschem Vorbild umgekehrt war.
Interessant, dass die Umstellung der Panhead von Knüppel- auf Fußschaltung m.W. mit Einführung des Duo-Glide-Rahmens nach deutschem Vorbild, aber englischer präziser Schaltwalze vorgenommen wurde, während die K-Sporty im gleichen Zeitraum - weil direkt auf die Zielgruppe der Fahrer der schnellen Engländer ausgerichtet - aus rein marktpolitischen Gründen nach dem englischen Vorbild mit Schalthebel rechts ausgerüstet wurde, also der ursprünglich deutsche, kostengünstige Blechscheiben-Mechanismus unverändert, aber um 180 Grad von links nach rechts „auf den Kopf gestellt“ gedreht, übernommen wurde. Ab MJ77 wurde er also wieder „richtig rum“ gedreht.
Fun Fact: Die Engländer haben die Fußschaltung für ihre Rennmotorräder ab 1933 erfunden, weil erheblich schneller und damit auch sicherer (gerade auch im Straßenverkehr) zu bedienen als Knüppelschaltung mit Fußkupplung, wie jeder weiß, der schon mal einen „Suicide Shifter“ gefahren hat. Also galt „Rechtsschaltung“ bis zur US-Normung (die übrigens später weltweit übernommen wurde) weltweit als „sportlich“, weswegen auch die Nachkriegsitaliener bis hin zu den KöWe-Ducatis oder Garelli-Mockicks Rechtsschaltung hatten (beide wurden nicht offiziell nach USA importiert und hatten die Rechtschaltung bis zu ihrem Lebenszyklusende). Die Deutschen betrachteten das ganze - wie immer - strukturierter und führten m.W. mit der epochalen R6 ab 1936 Linksschaltung als logischeres und somit intuitiver zu bedienendes Konzept ein, weil somit alle Getriebefunktionen, also Kupplung und Schaltung links angeordnet waren, und alle geschwindigkeitsändernden Funktionen, also Gasgriff und Bremsen, rechts.
__________________
„I don‘t like valves that look like golf tees. Intake valves should be the size of trash can lids, and pistons should be the size of manhole covers“ (Jay Leno)
Dieser Beitrag wurde schon 5 mal editiert, zum letzten mal von motorcycle boy am 17.02.2025 10:24.